FESCHTV – Marktcheck checkt Amazon – Online-Gigant auf dem Prüfstand I Marktcheck SWR

Marktcheck checkt Amazon – Online-Gigant auf dem Prüfstand I Marktcheck SWR & FESCH.TV:

Amazon, Deutschlands größter Online-Versandhändler, lockt seine Kundschaft mit einer umfangreichen Produktpalette, bequemem Einkauf sowie leichtem Umtausch. Doch wie gut sind Qualität und Preise der Produkte? Und wie steht es um die Nachhaltigkeit und Arbeitsbedingungen von Amazon?

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DER PREIS
Tobias Schlögel arbeitet bei einem Unternehmen, das für Online-Händler die Preise der Konkurrenz beobachtet. Für unseren Check hat er fünf Wochen lang die Preise von über 800 Amazon-Topsellern mit den Preisen auf anderen Plattformen verglichen. Ergebnis: Amazon war in nur 30 Prozent der Fälle am günstigsten. Otto, Ebay und Zalando schneiden allerdings deutlich schlechter ab. Die günstigsten Preise finden sich für zwei Drittel der gecheckten Produkte über Vergleichsportale.

LIEFERZEIT
Wir bestellen ähnliche Artikel bei Amazon – ohne Prime, mit Prime, bei Kaufland und bei Otto. Es zeigt sich: Amazon Prime liefert zwar schnell, kann die großen Konkurrenten aber nicht unbedingt abhängen. Denn bei fünf von sechs Bestellung erreicht uns etwa zeitgleich mit der Prime-Lieferung auch ein Paket der Konkurrenz.

QUALITÄT DER EIGENMARKE
Wie gut ist die Qualität der Eigenmarke „Amazon Basics“? Der Verband der Elektroingenieure checkt drei Staubsauger für uns, um die Marke zu überprüfen: Amazon Basics, Hoover Brave und Bosch Silence. Auf Teppichboden hebt sich der Bosch-Staubsauger deutlich ab, der Hoover liegt auf dem zweiten Platz und der Amazon-Sauger erbringt in unserem Check die schwächste Saugleistung.

Bei der Basics-Bratpfanne stellt Testleiterin Sabine Amme im Labor der Versuchs- und Prüfanstalt in Remscheid fest, dass sich die Bratfläche sehr ungleich erhitzt. Die Expertin simuliert außerdem die Abnutzung der Beschichtung nach drei Jahren und beobachtet anschließend leichte Beschädigungen, ihre Bewertung lautet: befriedigend.

PLAGIATE?
Dass Amazon sich bei der Entwicklung der Basics-Artikel offenbar auch mal von den Produkten anderer Händler inspirieren lässt, musste das Unternehmen Peak Design mit der über Amazon vertriebenen Tasche „Everyday Sling“ erleben: Amazon bietet plötzlich eine optisch fast identische Tasche an. Ein Zufall?

Jürgen Kühling von der deutschen Monopol-Kommission hält solche Fälle für besonders fragwürdig: „Wenn Amazon anfängt, Produkte nachzuahmen, die andere erfolgreich auf seiner Plattform präsentieren, dann ist das schon besonders problematisch. Weil nur Amazon hat Zugriff auf all die Daten: Wie die Produkte sich verkaufen, wie die Produkte funktionieren, wie man sie präsentieren kann. Und das heißt dieses Nachahmen von Produkten durch Amazon ist etwas ganz anderes, als wenn irgendwelche Drittanbieter das tun.“

SERVICE
Zum Überprüfen der Serviceleistung bestellen wir Hängematten bei Amazon, Otto und Kaufland. Anschließend geben wir vor, dass die Naht am Stoff nicht ganz sauber ist. Bei Amazon und Otto fragt man nicht viel nach, wir bekommen sofort ein Retouren-Etikett. Bei Kaufland will man Fotos vom Mangel sehen.

NACHHALTIGKEIT
Amazon hat mit „Warehouse“ mittlerweile zwar ein Outlet für Rücksendungen, steht aber weiterhin unter Verdacht, nicht nur viele Retouren, sondern immer wieder auch Neuware zu vernichten – wenig nachhaltig.

Amazon bemüht sich allerdings um eine umweltfreundlichere Warenauslieferung mit Elektrofahrzeugen. Der Konzern verfolgt damit laut eigenen Angaben die CO2-Neutralität bis 2040. Das Problem: Die vielen Subunternehmen werden in die Bilanz nicht eingerechnet.

FAIRNESS
Wie die Arbeitsbedingungen der Fahrer der Subunternehmen sind, können wir kaum nachfragen. Der Grund ist eine WhatsApp-Nachricht, in der Paketzusteller davor gewarnt werden, mit uns zu sprechen.

Anetta Trufan arbeitet für Faire Mobilität Mannheim. Daher kennt sie die Anliegen der überwiegend osteuropäischen Angestellten: Häufig ginge es um die Entlohnung und die Verrechnung von Arbeitsstunden.

Mit ihr treffen wir einen ehemaligen Fahrer eines Subunternehmens. Er berichtet, dass man ihn für seinen Vollzeitjob inklusive Überstunden nur unzureichend bezahlt hätte. Außerdem enthielt sein Arbeitsvertrag eine ungewöhnliche Klausel: Bei einem Unfall muss er den Schaden selbst bezahlen.

Tricksen Subunternehmer? Welche Verantwortung trägt Amazon? Amazon schreibt uns dazu: „Wir erwarten von unseren Partnern, dass sie ein erstklassiges Arbeitserlebnis für ihre Fahrer:innen bieten und wir überprüfen sie aktiv, um die Einhaltung sicherzustellen.“ Es scheint allerdings so, als gäbe es dabei noch Luft nach oben.

Autoren: Julian Gräfe, Jörg Hommer
Bild: dpa/Nick Ansell

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